• Getreidefeld
  • Getreidefeld

Fachagentur Bodenbearbeitung – Saat – Pflanzenschutz

Wolfgang Nürnberger GmbH

Quo vadis? In welche Zukunft führt der Deutsche Bauernverband seine Mitglieder?

Noch nie gab es ein Geschichtsbuch, in welchem die tatsächlich geschehenen Ereignisse später nicht so dargestellt wurden, dass diese in der Gegenwart auf irgendeine Art und Weise dazu beitragen, die Geschichte für die jeweiligen, eigenen Belange zu instrumentalisieren.

Die in der DDR aufgewachsenen und hervorragend ausgebildeten Menschen erhalten dazu jeden Tag einen einzigartigen Anschauungsunterricht. Grundlage dieser Ausbildung war die dialektische Betrachtungsweise der einzelnen Ereignisse; der immer währende Versuch, Antworten auf die Fragen unserer Zeit, nach deren Ursache und Wirkung, zu erlangen. Konnte man damals bereits, unter Zugrundelegung der Verhaltensweisen des real existierenden Menschen, ein Ende der DDR prognostizieren, so fällt aus der Sicht des Ostdeutschen auf, dass es gegenwertig überhaupt keine realen, erkennbaren Visionen in unserer heutigen Gesellschaft gibt. Oder haben Sie schon einmal jemanden getroffen, welcher Ihnen das wohin wir als Gesellschaft wollen erklärt hat? Unsere Landsleute im Westen sind mit dieser Fragestellung komplett überfordert, doch dafür können sie nichts, denn die Dialektik von Ursachen und Wirkungen haben sie nicht gelehrt bekommen. Das ist auch einer der großen Gründe, dass sich die beiden Deutschen noch immer in vielen Fragen einander fremd sind und dafür kann niemand etwas.

Im Sinne dieser voranstehenden Betrachtungsweise kann man aber heute schon mit großer Sicherheit eines voraussagen:
Die vielleicht größte historische Fehlleistung des „Systems Merkel“ war die Verhängung eines umfassenden Embargos gegenüber Russland!
In unverbrüchlicher Treue zum tatsächlichen Reich des Bösen, hat diese Frau, obwohl in der damaligen Sowjetunion ausgebildet und die russische Seele kennend, unserem Land schweren Schaden zugefügt. Wider besseren Wissens (die Krim war schon immer russisch und wird es auch immer bleiben) und die deutsche Landwirtschaft ist davon in einem starken Maße besonders betroffen.
Wenn man sich mit Kennern Russlands oder Russen selber unterhält, dann erfährt man, dass das Embargo sich eigentlich auch als Segen für die russische Landwirtschaft erweist.
Inzwischen hat man den Selbstversorgungsgrad bei Geflügel erreicht und in wenigen Jahren wird man dies auch bei Milch und deren Produkten als auch bei Schweinen erreichen. Damit ist man auf solch falschen Freunde, als die sich die Deutschen immer wieder entpuppen, nicht mehr angewiesen. Und bei der Produktion von Marktfrüchten hat der ganze europäische Osten ein gewaltiges Zukunftspotential, auch dank der gütigen Mithilfe der deutschen Landmaschinenindustrie und der raschen Verbreitung von ackerbaulichen Knowhow durch aktive ausländische Berater und von Landwirten vor Ort.
Es ist deshalb extrem naheliegend, dass sich der Weizenpreis im Allgemeinen nur noch um die 150 € je Tonne einpendeln wird und das wirft sofort die Frage nach den Kosten im „Vollkostenformat“ hier in Deutschland auf. Wenn man also eine Ertrag von 90 dt Weizen je Hektar unterstellt, so erhält man dafür 1.350 € und nun beginnen wir mit dem Abzug der dafür angefallenen Kosten, beginnend mit der Pacht. Merkt denn hier niemand etwas?

Kommen wir nun zur Rolle des Deutschen Bauernverbandes!
Die dortigen älteren Jungs hatten es in der Vergangenheit wirklich nicht leicht. Wenn man das tatsächliche Stückkostenniveau der einzelnen Bauern miteinander vergleicht (und das hat mit der Größe der Betriebe nicht unmittelbar zu tun), dann fällt rasch auf, dass hier, um es in der Fußballersprache auszudrücken, Kreisklassespieler und Bundesligaprofis gibt, welche in einer sogenannten „Landwirtschafts-Liga“ spielen. Außer das diese unterschiedlichen Spieler Lebensmittel produzieren, haben diese jedoch nichts miteinander gemein.
Und das ganze Gebilde wird seit vielen Jahren mit oft fadenscheinigen und politisch motivierten Gründen durch permanente „Bluttransfusionen“, meist im Dezember eines Jahres, am Leben erhalten.
Da können einem schon so manche Vertreter des Bauernverbandes echt leidtun.
Wenn man wirklich nahe am Geschehen ist, dann hat ein solcher Verband in der jetzigen Form eigentlich keine Daseinsberechtigung mehr. Der Begriff des Bauern ist ein Historischer und heißt eigentlich übersetzt: Ernährer des Volkes, und dafür wurde dieser altehrwürdige Berufsstand über viele Jahrhunderte lang hoch geachtet.
Um den künftigen Erfordernissen Rechnung zu tragen, müsste aber nunmehr endlich auch ein zweiter Verband her und der würde dann vielleicht „Verband der Agrarunternehmer“ heißen. Dort müssten die Vollkosten-Profis vertreten sein. Welche zwar auch das sogenannte Volk ernähren, diese aber in erster Linie Unternehmer sind, welche durch ihre Arbeit Geld verdienen müssen. Diese dürften nicht mehr der Illusion anhängen, irgendeine Dankbarkeit und Anerkennung durch die Bevölkerung zu erlangen, denn einer Bevölkerung, welche satt und zufrieden ist, kann man dies nicht abverlangen. Es muss nur halt billig genug sein.
Nur Begreifen tut dies der heutige Bauernverband nicht und so verabschieden sich nach und nach immer mehr dieser professionellen Betriebe und es gelingt immer weniger, wirklich gute Landwirte in dessen Führungspositionen zu bringen.
Hätten die Agrarunternehmen sich wirklich vertreten gefühlt, dann hätten diese schon vor Jahren aktiv auf die Problematik Glyphosat von selber aufmerksam machen müssen. Nach dem Motto: Wir Agrarunternehmer fordern, dass diese Mittel per Gesetz massiv hinsichtlich deren Einsatz eingeschränkt werden müssen und auch der Staat die Bürger zwingen muss, sich wieder zu bücken, wenn einem das Unkraut stört. Nein, man hat nichts gemacht, weil; es hätten dann ja die Kreisklassebauern Druck gemacht und wären womöglich noch ausgetreten und von irgendetwas muss ja auch dieser Verband gut leben können.
Und nun ist es zu spät, denn inzwischen haben andere, Unqualifizierte und Ideologen, das Heft in die Hand genommen und die Landwirte werden pauschal und meist unverschuldet an den Pranger gestellt. Oder schauen sie sich nur einmal die Artikel in den diversen Fachzeitschriften der letzten 25 Jahre an. Da haben viele sehr schlaue Menschen geschrieben, dass man Winterweizen, Wintergerste und Raps anbauen solle. Den Rest würde dann die Chemie leisten. Man predigte eine sogenannte „monetäre Fruchtfolge“. Leider hat neben den Herren Beratern auch die Landmaschinenindustrie auch dazu beigetragen, dass die Landwirte in einen solch schlechten Ruf geraten sind.
Richtig bewusst ist dies mir allerdings erst insbesondere beim Schreiben meines inzwischen sehr erfolgreichen Buches: „Wer Wasser nach oben schüttet“ geworden.
Ich hatte dabei doppeltes Glück, indem ich eine bekannte Schriftstellerin und Journalistin aus Berlin als Lektorin gewinnen konnte, welche anfangs Landwirtschaft nur auf die Begriffe Massentierhaltung, Bienensterben und Giftspritze reduzierte und das war auch gar nicht boshaft gemeint. Erst nachdem sich diese Frau gezwungenermaßen mit meinen Texten zur Landwirtschaft beschäftigen musste, habe ich festgestellt, dass man ganz anders an die Sache herangehen muss, um der Bevölkerung moderne Landwirtschaft wieder näherzubringen.
Warum „wühlt“ ihr auf dem ganzen Feld herum, wenn ihr nur zirka 25 % der Fläche bei der Aussaat für die Kulturpflanze nutzt? Und warum düngt ihr das ganze Feld und anschließend spritzt ihr dann die vorher ernährten Pflanzen tot, nur weil ihr diese dann als Unkräuter bezeichnet? Das wäre doch Verschwendung; und so weiter.
Ja, liebe Agrarunternehmer, Ihr müsst halt endlich begreifen und lernen Euer berufliches Schicksal in Eure eigenen Hände zu nehmen. Denkt Ihr wirklich, dass Ihr dabei Freunde habt?
Die Landtechnikindustrie ist sicher nicht Euer Freund, diese sieht Euch nur als Zielgruppe, um ordentliche Gewinne zu fahren und man tut alles, um Euch auf dem derzeitigen Niveau einer völligen Übermechanisierung zu halten. Das ist gar nicht böse gemeint; so funktioniert halt der Kapitalismus. Dem immer mehr global aufgestellten Landhandel ist es auch egal, bei wem er sein Getreide kauft und das kann man diesem auch nicht vorwerfen. Leider nimmt der Konzentrationsprozess in beiden Gruppen immer mehr beängstigende, den Landwirt in seiner wirtschaftlichen Existenz gefährdende, Züge an.
Jedes Jahr werden die Preise angepasst und in der Landtechnik natürlich stets nach oben. Messen und Ausstellungen werden immer pompöser, alles natürlich immer im Interesse der Landwirte!

Schauen wir abschließend gemeinsam auf die gegenwärtige Situation der Landwirte:

  1. Das gegenwärtige Lohnniveau in der Landwirtschaft wird ohne Gegenmaßnahmen zu einem erheblichen Abfluss von qualifizierten Leitungs- und auch Bedienpersonal führen.
  2. Das stets im Steigen begriffene Pachtniveau hat inzwischen ein Ausmaß angenommen, dass es die weitere wirtschaftliche Entwicklung vieler Betriebe in Frage stellt.
  3. Allein durch den Brexit werden ab 2021 deutlich weniger Flächenbeihilfen gezahlt, Umschichtungen in den einzelnen Säulen drohen und immer mehr ideologisch geprägte Unqualifizierte maßen sich an, über die Geschicke der Landwirtschaft durch oft bedenkliche Programme und Verordnungen zu bestimmen.
  4. Alle, die Landwirtschaft umgebenden, Gewerke wollen weiterhin an den Subventionen für die Landwirte partizipieren.
  5. Die Ausbildung in den Agrarwissenschaften hat ein bedenklich niedriges Niveau erreicht und geht völlig an den notwendigen Realitäten vorbei. Lehrkräfte ohne jegliches praktisches Verständnis maßen sich an, Landwirte auszubilden, obwohl diese eher den Eindruck machen, dass sie selber nicht in der Lage sind, Betriebe erfolgreich zu führen.

Was, liebe Mitglieder im Deutschen Bauernverband, sind denn die Antworten Eurer Führer auf diese drängenden Fragen? Wo ist die Vision für eine zukunftsfähige, praktikable Landwirtschaft, damit junge Menschen sich für diesen schönen Beruf mit einer glänzenden Zukunft entscheiden?

Es bedarf vieler Antworten, aber es ist dort auch wie in der möglicherweise künftigen GroKo; irgendwie weiterwurschteln, die tatsächlichen Probleme nicht angehen und wenn man keine eigenen realen Visionen hat, dann muss man halt so tun und dabei nicht vergessen, dass man selber nicht zu kurz kommt.

Wolfgang Nürnberger

Ein Querulant der einfach nicht zur Ruhe kommt und außer Arbeiten nichts gelernt hat.